Unser Gerd wird heute 70
Niesky
Jeder, der vertraut ist mit der Geschichte der Leichtathletik im ehemaligen Bezirk Dresden bzw. im heutigen Land Sachsen, kennt Gerd Scholz. Er hat in ganz herausragender Weise als Trainer und Aktiver in über 40 Jahren die Leichtathletik im Kreis Niesky und Umgebung geprägt.
Dabei hat in den 60iger Jahren alles ganz unscheinbar begonnnen… Man stelle sich ein kleines Dorf in der Nähe von Niesky vor, geradezu ein Szenetreff von Fuchs und Hase. Es genügten eine kleine Wiese hinterm Haus des Großvaters in Kollm, ein improvisierter Kugelstoßring, ein paar Wäschestäbe zum Stabhochsprung, ein selbstgebautes Siegerpodest und die Grundlagen für eine moderne Leichtathletik waren gelegt. Daß irgendwann später der Großvater darüber rätseln wird, warum einige der Dachziegel seines Hauses zu Bruch gegangen waren, sei nur am Rande erwähnt, es ging schließlich von Anfang an um ordentliche Weiten!
Dies war auch der roten Faden, der sich durch die langen Jahre seines Wirkens zog- Phantasie, Mut zur Improvisation, Ausdauer bei der Bewältigung der nie zu kapp auftretenden Probleme, der Wille zu Leistung, Begeisterung und auch das Bewusstsein zu wecken für Sport als ein Bedürfnis und auch als etwas, was bei aller Anstrengung Freude und Spaß macht!
Nach dem Abschluss seines Studiums an der DHFK Leipzig begann Gerd 1967 als Kreissportlehrer des DTSB im Kreis Niesky. Schnell versuchte er in Zusammenarbeit mit den ebenfalls meist sehr jungen Schulsportlehrern eine breite Basis für die Leichtathletik im Kreis aufzubauen und nahm ebenfalls ab 1967 als Trainer bei Motor Niesky selbst die Zügel in die Hand.
Viele Wettkämpfe, die heute noch durchgeführt werden, hat er ins Leben gerufen: den Osterwerfermehrkampf, Oster- und Weihnachtswettkämpfe für die Kinder, Hallen- Mehrkämpfe, Kraftsportwettkämpfe, den Hochsprungmehrkampf, den Nieskyer Paarlauf, das traditionelle Basketballturnier für aktive und ehemalige Nieskyer Leichtathleten, …
Herausragend in der Reihe der genannten Wettkämpfe und daher besonders genannt werden soll hier der Zehnkampf, der in Niesky jährlich und in diesem Jahr zum 43. Mal durchgeführt wird.
In diesen Zehnkampf, der von Anfang an als Jedermann-Zehnkampf gedacht und somit offen nicht nur für Leichtathleten sondern auch für Sportler aus anderen Bereichen war, wurden seit Anfang der 90er Jahre auch die Landesmeisterschaften der Mehrkampf-Senioren Sachsens integriert. Und dass in Niesky in diesem Jahr bereits zum 20. Mal ein Damenzehnkampf stattfindet, dürfte in Deutschland einmalig sein!
Aber nicht nur dadurch wurde die Leichtathletik über unsere Region hinaus bekannt.
Unter tatkräftiger Mitwirkung von Gerd schlossen sich Anfang der neunziger Jahre mehrere Leichtathletikvereine Ostsachsens zur LG Neiße zusammen. Mit vorderen Platzierungen bei den Wettkämpfen im Rahmen der DAMM wurde die LG Neiße deutschlandweit ein Begrifft!
Angesichts dieser Bilanz stellt sich schon die Frage, wie es Gerd möglich war,
Generationen von Schülern für die Leichtathletik so zu begeistern, dass Nieskyer Leichtathleten in den Bestenlisten der vergangenen Jahrzehnte immer ganz vorn präsent waren. Und wie bringt man sie dazu, dabei zu bleiben, über viele Jahre in der Kindheit, als Jugendlicher und auch als Erwachsener, und noch ihre eigenen Kinder und Enkel zum Leichtathletiktraining zu bringen? Zum einen waren es viele Gleichgesinnte, die ihn bei der Umsetzung seiner Vorstellungen von Leichtathletik unterstützten, zum anderen entwickelte er immer neue Ideen, um die Leichtathletik interessant und abwechslungsreich zu gestalten.
Aber der eigentlich Grund wird wohl der sein, dass alle diejenigen, die dabei waren, gespürt haben, hier ist jemand mit voller Überzeugung und im wahrsten Sinne des Wortes mit ganzem Herzen dabei, einer, der sich einbringt und engagiert und dabei an sich selbst zuletzt denkt.
Gerd hatte sich über all die Jahre ein riesiges Arbeitspensum auferlegt. Er wusste dabei immer seine Frau Sabine an seiner Seite, ohne die all dies nicht möglich gewesen wäre! Sie hatte über Jahrzehnte hinweg eine riesige Portion Verständnis für diesen „Leichtathletik-Verrückten“, leitete die Familiengeschicke und unterstützte ihn außerdem tatkräftig beim Training und bei den Wettkämpfen!
Gerd war aber nicht nur unser Trainer und Organisator der Leichtathletik, sondern selbst ein begeisterter Zehnkämpfer und Werfer! So sind auch jetzt noch einige seiner Kreisrekorde zu knacken…Zwei seiner und im Übrigen auch heute noch sehr erfolgreichen Schützlinge haben es erst kürzlich geschafft, seinen Kreisrekord im Diskuswurf M45 zu überbieten- ein echter Grund zur Freude, wie man auf dem nebenstehendem Foto sehen kann, welches ihn mit Jörg Schäfer und Thomas Lebsa zeigt.
Mit Recht kann Gerd an seinem 70sten Geburtstag stolz zurückblicken. Gleichgesinnte haben den Staffelstab der Leichtathletik übernommen und führen nicht zuletzt auch die oben genannten Wettkämpfe weiter.
Es ist nun deutlich mehr Zeit für die Hobbys, die früher meist zu kurz kamen. Neben dem Fotografieren und Hören klassischer Musik pflegt er auch jetzt noch einige leichtathletische Hobbys wie Spezialtrainings für Wurf, die „fotografische“ Wettkampfbegleitung und vervollständigt „nebenbei“ die Leichtathletik-Statistik des Kreises.
Wir wünschen Dir, lieber Gerd, alles erdenklich Gute, beste Gesundheit und dass Du der Nieskyer Leichtathletik auch weiterhin eng verbunden und wohlgesonnen bleibst!
Übrigens, am 31.12.2013 um 10.00 Uhr findet der 47. Kollmer Silvester-Lauf statt - es darf gemutmaßt werden, ob es hier einen Zusammenhang mit Gerd Scholz gibt!
Die Sportfreunde des LSV Niesky
Bild zur Meldung: Thomas Lebsa, Gerd Scholz, Jörg Schäfer (v.l.) Foto privat:Gerd Scholz